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Lizzy – vermittelt am 18. März 2020

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Ich, Lizzy, die schneeweiße, taube, darf mein Happyend als Artikel schreiben und das macht mich immens stolz.

Als Welpe setzte mich mein damaliger Besitzer auf Kreta bei einer Frau im Garten aus. Wahrscheinlich bemerkte er, dass ich taub bin, auf Geräusche nicht reagiere und nur mit meinen Augen alles wahrnehme. Zu meinem Glück ging Brigitte ans Telefon, als die Frau bei ihr anrief. So kam ich im Herbst 2018 zu den Tierschützern von APAL, die bald ein Zuhause in Deutschland für mich fanden.

Mit 5 Monaten zog ich im Oktober als niedliches Mädchen bei einer Familie in Aschersleben ein. Es verging kaum ein Jahr, da musste ich dort wieder ausziehen. Die Familie wusste mich nicht zu nehmen und war mit mir überfordert.

Es ging mit Sack und Pack in Richtung Aachen zu einer Pflegestelle. Die Menschen dort meinten es sehr gut mit mir und wollten mich mein Erlebtes vergessen lassen. Das ging gründlich schief. Mit Mitleid kommt man bei mir nicht weiter und ich lerne überhaupt nichts. Ich bekam immer meinen Willen und hatte alle fest im Griff. Einen richtigen Rückzugsort, wo ich zur Ruhe kommen konnte, hatte ich nicht. Auch die ganze Unruhe machte mir sehr zu schaffen, und ich war sehr gestresst und hatte Angst.

Doch es nahte Rettung. Und jetzt kommt mein neuer Dosenöffner und Herrchen für mein ganzes restliches Leben ins Spiel. Olaf Erger, Mitgründer der Tierhilfe Odenwald (heutige TSI Odenwald) Anfang der 90er Jahre, meldete sich Anfang März bei Esther wegen Ruby: „Er suche eine Herausforderung mit dem Hund“ und Esther gab ihm zur Antwort „ich habe da eine viel größere Herausforderung für dich“. Zack, das war das Glückswort für mich.

Esther erzählte Olaf von meinem traurigen Schicksal. Da ging die Planung hinter meinem Rücken los. Olaf schickte Esther Bilder meines neuen Reiches und wollte mich eigentlich erst einmal mehr als Pflegehund nehmen. Nun war der Kontakt mit der Pflegestelle im Raum Aachen hergestellt, und der Termin für meinen Umzug zu Olaf am 7. März wurde festgemacht.

Wir trafen uns mittags vor meinem bisherigen Zuhause. Na, das war mal total cool, Olaf saß auf dem Boden, wir schauten uns in die Augen, und es hat Zoom gemacht. Ich wusste, das ist mein Herrchen auf Lebenszeit. Er strahlte eine Ruhe aus, gab mir Sicherheit, mit dem Gedanken, das was jetzt ist, zählt, was früher war, lassen wir ruhen. Somit drehten wir unsere erste Runde, ich war aufgeregt ohne Ende. Wir saßen dann noch bei einer Tasse Kaffee mit meiner Pflegefamilie zusammen. Auf Olafs Schoß genoss ich die Ruhe und das, was er für mich ausstrahlte: herzliche Zuneigung, Sicherheit und den Willen, die Herausforderung mit mir anzunehmen.

Die Autofahrt in der Transportbox war doof, aber es war ja zu meinem Schutz, und bald waren wir in einem kleinen Dorf bei Paderborn angekommen, in meinem Zuhause!!! Wundervoll, endlich konnte ich zur Ruhe kommen, alles erst einmal erforschen, und da gibt es viel in diesem kleinen Häuschen. Mein erster Gassigang ging durchs Dorf, einmal alles erkunden. Für uns beide war gleich klar, uns kann man nicht mehr trennen. So langsam, spürte ich auch, dass Olaf es immer mit mir gut meint, auch wenn er streng mit mir ist.

Dreimal habe ich ihn total auf die Palme gebracht habe. Zweimal habe ich mich gegen ihn, das Herrchen meines Lebens, gestellt, denn ich kannte ja bisher, mich zu behaupten, ohne auf Widerstand zu treffen. Von wegen, nicht bei ihm, so groß sein Herz auch ist, so hart und streng kann er mit mir sein. Großen Ärger gab es außerdem, als ich es schaffte, innerhalb von 20 Minuten, als Olaf einkaufen war, einen Sicherheitsgurt durchzubeißen. Als Olaf mich und mein Opfer erblickte war er mehr als zornig und signalisierte mir, dass jetzt Schluss mit lustig ist. Das Sofa ist jetzt erst einmal tabu und das Einschlafen an Olafs Kniekehlen auch.

Morgens und abends gehen wir auf eine riesige Wiese, wo ich mich austoben, rennen, neue Gerüche untersuchen und mit Olaf rumtoben kann. Jetzt lerne ich auch, mich auf der Straße, in der Stadt und unter Menschen besser zu verhalten. Ich lerne, an langer Schleppleine allein zu laufen oder zu rennen, wenn Olaf mich loslässt. Wir schmusen, toben und achten uns gegenseitig. Und wenn ich doch mal wieder meine Zickereien rauslasse, bekomme ich sofort meine Grenzen gezeigt. Ich lerne die Welt und das Leben endlich kennen, in einem Zuhause, das ich liebe, mit einem Menschen, der mich so nimmt wie ich bin, halt taub, aber wir sehen uns an und ich weiß Bescheid.

Ein Mega-Dankeschön an Brigitte auf Kreta, die mein Leben in ihre Hände genommen hat. Ein ganz liebes Fellnasen-Dankeschön an Esther, die die Hoffnung auf ein glückliches Ende für mich bis zum Schluss nie aufgab. Denn Olaf kam in letzter Sekunde, und Esther musste das bereits bestellte Fellnasentaxi stornieren und dem Gnadenhof absagen, der mich vorübergehend aufgenommen hätte, was sie überglücklich machte.

Danke, Danke, Danke Olaf, dass ich in deinem Leben einziehen durfte, wir gemeinsam das Leben bestreiten, wie toll, wie beschissen es auch wird. Wir kämpfen gemeinsam, und wenn ich was anstelle, lieber Olaf, sei nicht böse, ich lerne ein Leben lang, was ich darf und was ich nicht darf, wofür ich dann deinen eiskalten Blick kassiere.

Eure Lizzy Greece (ihr könnt mich auch bei Facebook besuchen)

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